Traurige Zeit

Traurig wandert ein alter Mann
den öden Berg hinab.
Sein Stecken ihn kaum noch stützen kann,
sein Schritt ist müd und schwach.
Hinter ihm lieget manch Berg öd und leer,
dort rauschen keine Wälder mehr.

Was ist mit unserem Lande geschehn,
daß selbst Berggeister von dannen ziehn,
und fort geht in Kummer und Qual
Riese Rübezahl?

Drei Holde sitzen verstört und krank
an dem Betonufer vom Rhein.
Das Wasser ist giftig und faul sein Gestank,
sie trauen sich nicht mehr hinein.
Ihr goldenes Haar ist matt, ohne Schein.
Ihr Schwanenkleid nicht mehr weiß und rein.

Was ist mit unserem Lande geschehn,
daß Rheintöchters Augen voll Tränen stehn?
Seht euch die Schönen an!
Was wurd ihnen angetan?

Ein kleiner Zwerg hat sein Bündel geschnürt
verläßt das uralte Haus.
Er hat das Nahen der Bagger gespürt
und nahm ängstlich reißaus.
Sie reißen das alte Fachwerkhaus fort
und bauen ein Hochhaus aus Stahl an den Ort.

Was ist mit unserem Lande geschehn,
daß Hausgeister wissen nicht mehr wohin,
und kalte Nüchternheit,
herrschet weit und breit.

Zarte Geschöpfe im Silbermondlicht,
versammeln sich heut nicht am Ort.
Fröhlichen Reigen, den sieht man heut nicht,
denn der Quellbach ist fort.
Verborgen der Born unterm Kirchenhaus liegt,
und die heilge Quell ist versiegt.

Was ist mit unserem Lande geschehn,
daß Elfen sich nicht mehr im Tanze dort drehn?
: Ich glaub es wird höchste Zeit,
für mehr Verständigkeit:

© Swantje Swanhwit