Sonnenreigen

Tanzt, tanzt, kommt reichet euch die Hand,
wir tanzen Reigen durchs grüne Land.
Wir drehn uns ein, wir drehn uns wieder aus,
Troja-Tanz im Sonnenlauf.

 

Gold strahlt die Sonne und der Himmel ist blau;
fort geht der Tanz auf der lichten grünen Au.
Vogelstimmen laden uns zu frohem Springen ein;
fort geht der Tanz durch den grünen Hain.
Tanzt, tanzt ...

 

Fort geht’s durchs Laub und durch wogendes Gras.
Fort geht’s durchs Moos, vom kühlen Regen naß;
Fort durch die Perlen von glitzerndem Tau,
fort durch die Blumen gelb, rot und blau.
Tanzt, tanzt ...

 

Wir tanzen für die Götter und die Kräfte der Natur,
tanzen für die Fruchtbarkeit der grünen reichen Flur;
tanzen für die Sonne, Mond und Sterne diesen Tanz
mittsonn herum um den Erntekranz*.
Tanzt, tanzt ...

* je nach Jahresfest alternativ auch Sonnwend-, Maien- oder Blütenkranz

© Swantje Swanhwit

Link zur Hörprobe "Sonnenreigen" Hörprobe
   

 

Troja-Tanz = labyrinthischer Tanz.
Um 730 v. Chr. erwähnt Homer in der Ilias einen labyrinthischen Reigentanz in Zusammenhang mit Ariadne und dem Palast von Knossos. Noch im europäischen Mittelalter hießen auch in Mittel- und Nordeuropa sogenannte Schlängeltänze Troja oder Trojaldal.
Seit der Bronzezeit gibt es über Nordeuropa verbreitete sogenannte Labyrinthe (vgl. Trojeborg bei Visby) in denen solche kultischen Reigentänze veranstaltet wurden. Sie versinnbildlichen den Sonnenlauf. Reste dieser Schlängeltänze sind noch in den Eingangstänzen (beim Volkstanz) bzw. Polonaisen enthalten