Rabenflug

Rabenflug und Nebelzeit,
und die Tore stehen weit.
Aus den Hügeln dringt Musik,
jenes alte Elfenlied.

Ein leises Ahnen, du spürst nur den Wind,
der durch Nacht und Nebel spinnt.
Die Dunkelheit liegt wie ein tiefer Traum
über Hügel, Quell und Baum.

Stell ein Licht in die Nacht,
denn ein Zauber erwacht.

 

Und wenn der Nebel leise fällt,
verlassen sie die and‘re Welt,
und heimlich sind sie wieder da,
und dann nimmst du sie gewahr.

Einen schemenhaften Geisterzug,
einen unsichtbaren leisen Spuk,
im Nachtwind draußen vor der Tür
oder hier, ganz nah bei dir.

Aber fürchte dich nicht,
sie sind wie das Licht.

 

Sie kommen als ein mildes Traumgesicht,
ein Engel still im Sternenlicht,
eine helle Lichtgestalt
auf dem Hünengrab im Wald.

Manchmal kannst du sie ganz deutlich sehn,
wenn sie über die Hellwege gehn.
Manchmal ahnst du nur, sie sind dir nah,
und nimmst unbewußt sie wahr.

Wie durch Zeit und Raum,
wie ein blasser Traum.

 

Die Berührung zart an deiner Hand,
ein Schatten nur, an deiner Wand,
vielleicht ein wispernd leises Wort
und dann ist der Zauber fort.

Dann schließt sich leis das Tor zur and‘ren Welt
ein Lichtstrahl durch den weißen Nebel fällt.
Und heimlich sehen sie sich noch mal um,
ein Traum, Erinnerung.

Ein Hauch, ein Wind.
Ein Nachtgespinst!

 

© Swantje Swanhwit

Link zur Hörprobe: Rabenflug Hörprobe