Mittwinterlied

Lang ist die Nacht und rau weht der Wind.
Es jagt Wodans Wildes Heer.
In dieser Nacht wir getreten sind
in geweihten Kreise stolz und hehr.
Es flattern die Kleider, es wehet das Haar,
nun leget sich Hand in Hand.
Und unter den Sternen leuchtend und klar
entzünden wir den heiligen Brand.

Das Sonnenwendfeuer das Dunkel erhellt,
so schließt sich der Sonnenkreis.
Frauen und Männer zusammengesellt
opfern darin nach alter Weis;
auf das keine Nacht auf immer verharrt
und Böses dem Lichte weicht.
Es lodert das Feuer nach nordischer Art,
das dem Feuer uns’rer Herzen gleicht.

Es grüßen die Flammen das Morgenrot,
das blaß im Osten erglimmt.
Und neugeboren aus seinem Tod
Baldur nun wieder kimmt.
Ein Heil dem Lichtgott, Heil dem Sieg,
das Rad des Lebens rollt.
Ein Heil dem Leben, Heil dem Lieb,
Heil dem Sonnengold!

Es tanzen die Paar in der Mittwinternacht
im wärmenden Feuerschein
Der neue Morgen, im Jubel erwacht,
bricht strahlend schön herein.
Es reichet dem Mädchen der Bursche die Hand
zum großen Feuersprung.
Die Flammen weihen das heilige Band,
alles jauchzt und tanzt um sie herum.

Und wenn jetzt auch der See noch erstarrt,
und Schnee noch leise fällt,
der Winter noch rauh und eisig verharrt
und bitterkalt die Welt,
verheißt doch der helle Morgenstrahl,
nach dieser Wintersonnenwend:
Das Bangen, Frieren, die Sehnsucht, die Qual
sind nun bald zu end



© Swantje Swanhwit