Junge Nonne
Weißt du noch, wie im Haar dir einst spielte der Wind
beim Reigentanz im Sonnenschein?
Weißt du noch, wie du lachtest und spieltes als Kind
im grünen lichten Hain?
Den Rosenkranz in bleicher Hand,
kniest du nun auf kaltem Stein
und draußen, da singet und blühet das Land
und läd zum Lieben ein.
Weißt du noch, wie du einst ruhtest in seinem Arm
und hauchtest manch Liebeswort.
Und dein junges Blut wallte so feurig und warm,
am verträumten und heimlichen Ort.
Nun trägst du statt Brautkleid ein Nonnengewand
und gibst deine Jugend dahin,
und reichst dem Gekreuzigten hin deine Hand,
sag` worin liegt da denn der Sinn.
Horch, das Leben tanzt draußen am Kloster vorbei.
Mädchen winden sich Kränze ins Haar.
Draußen locket der Wald und der Himmel so frei
und die Quelle springt silbern und klar.
Tausend Blumen wiegen im Sommerwind
und du hast dem Zauber entsagt.
Ist das deines Gottes Wille, mein Kind?
Hast du dich das ehrlich gefragt?
Wozu ließ dich dein Gott, ach so lieblich erblühn,
darf kein Mann dich doch lieben und frein?
Wozu gab er dir Anmut und Augen so schön,
schließen dich nun die Mauern kalt ein?
So mütterlich sanft, doch nie Mutter genannt,
dein blühender Schoß bleibt nun taub.
Trägst das ewige Leben doch ganz tief in dir,
doch das Leben ward dir nun geraubt.
Weißt du noch, wie im Haar dir einst spielte der Wind
beim Reigentanz im Sonnenschein?
Weißt du noch, wie du lachtest und spieltes als Kind
im grünen lichten Hain?
Den Rosenkranz in bleicher Hand,
kniest du nun auf kaltem Stein
und draußen, da singet und blühet das Land
und du mußt begraben hier sein.
© Swantje Swanhwit