Im Hain

In kühlem Waldesdunkel entspringt ein klarer Quell,
Aus seinen Fluten funkelt, das Sonnenlicht so hell.
Moos umschäumt die Wurzeln und ein himmelblaues Band
:Vergißmeinnicht umkränzet seinen Lauf durchs grüne Land.:

 

Im Schatten tiefer Zweige ruht kühl und grau der Stein.
Die Runen versunkener Jahre gruben tief im Fels sich ein.
Ein Kranz von Wiesenblumen welktet müd‘ an seinem Fuß
:von einem stillen Wand’rer an die Götter einen Gruß.:

 

Manch mächt’ge Baumessäule ragt goldumglänzt ins Licht,
Das sich blitzend in tausenden Funken an den grünen Blättern bricht.
Und der Sturmwind wird gebändigt von der starken Kronen Macht,
:Die mit tiefem, schwerem Rauschen diese Herrlichkeit bedacht.:

 

Fernab der Menschenwogen, in der stillen Einsamkeit,
Schweigt das wilde Großstadttoben, dringt kein Laut der neuen Zeit.
Hier singt heimlich nur ein Vogel, summt ein Bienchen, rauscht der Wind
:Schaukeln leise Fingerhüte und ein Zauber webt und spinnt.:

 

Waldesschönheit, süße Stille, grüner Tempel, heil’ger Hain,
Lockst mit deiner saftigen Fülle, wundes Herz zu dir hinein.
Von deinem heil’gen Zauber, hab’ ich einen Hauch verspürt
:O, du götterumwallte Stätte, hast die Seele mit tief berührt!:

   
Link zur Hörprobe: Im Hain Hörprobe

© Swantje Swanhwit, 1994

 

 

Runen = germanische Schriftzeichen, die noch bis ins 19. Jhd in Nordeuropa als Schrift gebräuchlich waren. Der Bezeichnung „Rune" ist von der Wurzel run (got. runa) mit der Bedeutung "Geheimnis" abzuleiten. Verwandt mit den deutschen Worten Raunen und Alraune. Sie wurden auch zur Heilung, als Schutzzeichen und als Orakel magisch verwendet. Runen wurden ursprünglich in Holz- oder Stein geritzt, daher besitzen sie keine Bögen und Krümmungen, sondern bestehen nur aus geraden Linien.