Elfenzauber

Nacht ist dumpf aufs Sommerland gesunken,
Vollmond steht schimmernd in silbernem Glanz.
Baumesschatten gleich Riesengestalten
wiegen sich säuselnd, verträumt wie im Tanz.


Nicht die abendliche Kühle
weht heut übers Wiesenland,
eine schwere, süße Schwüle
hält das Blumenmeer gebannt.

 

Schweigend liegt dort, schlafbefangen,
in tiefer Ruhe die blaue Flur.
Da! Ein Flüstern, süßes Wispern,
leise Zauberworte nur.


Zwischen taugeschmückten Weben,
aus Blütenkelchen im Gefild,
sieht man Duftgebilde schweben,
geisterhaft und honigmild.

 

Aus des Besenginsters Zweigen
hebet sich dort wunderbar,
auf und nieder, lustig tanzend,
eine gelbe Falterschar.


Mit Gold und Silber schwer behangen,
aus dem Tausendgüldenkraut,
im Prunkgewand der Wiesenschatzhüter
aus den roten Blüten schaut.

 

Würdig aus der Königskerze
schreitet kühn gekröntes Haupt,
aus der Iris, schwertbewaffnet,
schwärmen seine Mannen aus.


Aus dem Kelch des Türkenbundes
schreitet stolz ein Mameluk,
seidner Kaftan, krummer Säbel,
und am Turban Orientschmuck.

 

Aus dem Schoß der Heckenrose
steigt zarttänzelnd eine Maid,
fein wie Seide wehn die Haare,
zart wie Nebel wallt ihr Kleid.


Aus dem Schoße der Narzisse
springt ein Knabe wild und kühn,
schaut der Schönen rosig Anlitz
möcht vor Sehnsucht fast vergehn.

Vom Goldknöpfchen, der Trollblume,
purzelt flink ein Troll hervor,
lauscht am Glockenblumenläuten,
leiht dem Klingen still sein Ohr.


Aus der Hollerblütendolde
still Göttin Frau Holle tritt.
Alle Blütenelfen neigen
erfürchtig sich vor ihrem Schritt.

 

Alles schwinget, drehet selig,
von den Düften leicht beschwingt,
bis vom nahen Waldesrande
ein gar früher Vogel singt.


Durch die grünen Wipfel brechend
glitzert roter Sonnenschein,
und verschwunden ist der Zauber,
goldner Morgen bricht herein.

 

 

© Swantje Swanhwit