Die Walküre 

Der Waffenrock zerschnitten,
von dunklem Blut getränkt,
und müde noch das graue
Wolfsfell an ihm hängt.
 
Er spürt noch keine Schmerzen.
Er fühlt sich nur so schwach.
Die Brust ist ihm zerschlagen,
die Sinne noch hellwach.
 
Es ist so still geworden
die Walstatt um ihn her.
Kein lautes Schwerterklingen,
kein Speergewitter mehr.
 
Die Helme sind gespalten,
geborsten jeder Schild.
Erschlagen viele Treue,
Ihr Blut tränkt das Gefild.
 
Die Wölfe und die Raben
verschlingen Freund und Feind
und fern der blutgen Stätte
wohl manche Mutter weint.
 
Nur noch ein Hauch von Leben
pulsiert in seiner Brust.
Wie hat er noch geschwungen
das Schwert in junger Lust.
 
Jetzt ist der Arm ihm müde.
Das helle Auge bricht.
Da sieht er in der Ferne
ein warmes, schönes Licht
 
In einem weißen Kleide
sieht er ein Mädchen nahn,
mit sonnengoldnen Haaren -
Welch wunderschöner Wahn!
 
Sie beugt sich still hernieder,
küßt seinen Mund, so bleich,
reicht ihm die Lilienhände,
sie sind so sanft und weich!
 
Sie flüstere Trost und Hoffnung
noch in sein sterbend Ohr,
dann breitet sie die Flügel
und trägt ihn sanft empor.
 
Die schöne Schwanentochter
hat ihren Held erkürt
und in die hohe Halle des
Walvaters entführt.
 
Dort schenkt sie nun den goldnen
Met dem Helden ein
und wird als Lohn des Mutes
die Schankmaid für ihn sein.
 
Auch warten schon die Freunde
beim fröhlichen Gelag.
Der Gott erwählt die Besten
an ihrem Todestag.
 
Nur Ehre, Mut und Treue
nur tapfre Ruhmestat
bezwingt das Heer Riesen
wenn Götterschicksal naht.
 
Swantje Swanhwit (2015)